Projekt Seeschlange

Der Basilosaurus – Ein räuberischer Urwal der Ur- Meere vor ca. 40 Millionen Jahren

Alte Seefahrer, die schon vor langer Zeit die Oberfläche naher und ferner Meere kreuzten, erlebten auf ihren Reisen die verschiedensten Abenteuer. Noch den mittelalterlichen Seefahrern jagten die Wale nicht geringe Schrecken ein, wovon am besten ihre Beschreibungen Zeugnis ablegten. Angeblich waren sie von riesiger Größe, ihre Mäuler starrten von scharfen, großen Zähnen, die aus dem Maul herausragten. Darum soll der Anblick ihres Rachens weitaus schrecklicher gewesen sein als der eines Drachenmaules.

Wenn wir die Entwicklungsgeschichte der Wale kennen, so wissen wir, dass in den eozänen Meeren vor etwa 40 Millionen Jahren tatsächlich Wale lebten, deren Rachen zahlreiche große und scharfe Zähne aufwiesen. Sie verraten uns, dass ihre Besitzer wirklich gefährliche Räuber waren. Alle Urwale waren Räuber. Mit Raubgier standen sie den heutigen Haien in nichts nach. Ihre mit starken Zähnen bewehrten Rachen jagten allen Lebewesen ihrer Umgebung Angst und Schrecken ein.

Eine der bekanntesten Gattungen ist der schlangenförmige Basilosaurus. Er ist schon seit langer Zeit bekannt, und mit ihm verbindet sich eine interessante Geschichte:

Es war im Jahre 1845, als im Staate Alabama in den USA im oberen Eozän viele Knochen gefunden wurden, und zwar gleich an mehreren Stellen. Ein gewisser Dr. Albert Koch, ein sehr geschäftstüchtiger Mann, stellte aus diesen Knochen ein großes und langes Skelett der vermeintlichen Seeschlange zusammen, das 34,75 m lang war. Was dem Skelett fehlte, ergänzte er aus Gips. Er fertigte aber auch mehrere Wirbel, die ihm nicht lang genug erschienen, aus Gips an und verlieh ihnen die entsprechende Länge.

Albert Koch benutzte das Skelett zu seiner Bereicherung. Er überführte es nach Europa und ließ es gegen Eintrittsgeld besichtigen. Schließlich verkaufte er es dem ehemaligen König Friedrich Wilhelm IV. gegen eine Jahrespension von 1000 Talern. Der König schenkte dieses Skelett eines Basilosaurus später einem Berliner Museum, wo es nach einer fachmännischen Untersuchung auf  eine Länge von 22,86 m zusammenschrumpfte.

Die Urwale, vor allem die Basilosaurier, könnten also noch am besten den mittelalterlichen Vorstellungen von Seeschlangen entsprechen. Es ist allerdings völlig ausgeschlossen, dass sie ihnen als Vorlage gedient hatten, denn im Mittelalter war über sie noch nichts bekannt. Sämtliche mittelalterliche Histörchen haben ihre echten Wurzeln in erdachten Erlebnissen prahlender Seeleute.

Bilder vom Bau der Seeschlange

Brügge. Das Seeschlangenprojekt im „Tor zur Urzeit“ ist einen großen Schritt voran gekommen: Der Trägerverein des Brügger Museums hat die Zusage von Fördermitteln aus der Bingo-Umweltlotterie erhalten. 17.500 Euro fließen so in den Bau eines 30 Meter langen Meeresräubers – und damit der weltweit größten Darstellung eines Urwals.
„Das ist eine gute Nachricht für uns und ein schönes Signal“, erklärte Ronald Büssow, Vorsitzender des Museumsträgervereins. Auf rund 23.000 Euro beziffert Büssow die Gesamtkosten für die Herstellung des schlangenähnlichen Urwals im Obergeschoss des Museums für Erdgeschichte an der Dorfstraße 4. Zur Finanzierung der Restsumme hofft der Verein jetzt auf weitere Sponsoren. Der Startschuss ist bereits erfolgt: Das Tor zur Urzeit hat die Neumünsteraner Spezialfirma „Exponat“ mit der Herstellung der Bauteile beauftragt.
Bereits vorhandene Skelettteile werden nach den Plänen von Dr. Gerald Kopp mit lebensecht wirkenden Körpersegmenten verbunden. Dazu gehört auch die Kopfpartie, dabei wird in drei Metern Höhe ein Zwei Meter langer Schädel inklusive Raubtiergebiss installiert. Die Pläne sehen dabei eine Rekonstruktion der berühmten „Seeschlange“ vor, die im 19. Jahrhundert in Amerika und Europa für Furore sorgte. Ein Teil des 30-Meter-Kolosses wird durch malerische Mittel gestaltet: Katrin Göldner vom Bordesholmer Geschäft „Rund um Kunst“ arbeitet an einer dreidimensional wirkenden Urozean-Landschaft.
Die Museumsmacher hoffen, noch im August das Projekt fertig stellen zu können. „Mit der Mischung aus Seeschlange und Urwal Basilosaurus wollen wir Wissenschaft und Mythologie verbinden“, erklärte Dr. Kopp. Neben der riesigen Seeschlange soll es Filme und Schautafeln sowie eine Mitmachstation für Kinder geben. Geplant ist auch ein drei Meter großes Urwal-Skelett, das Kinder selbst zusammen stecken können.
Autor: Sven Tietgen